gas umlage

„Da haben wir den Schlamassel!“ Wer in Brandenburg kennt diesen alten und zutreffenden Ausdruck nicht? Dieser Ausdruck steht für eine unangenehme und verfahrene Lage, in die man gekommen ist. Gerne kann man für dieses Wort auch die Begriffe Ausweglosigkeit, Dilemma oder Zwangslage gebrauchen. Wer nachschauen will, dem bietet der Duden weitere Synonyme zur Verwendung an.

Aber egal welches Wort man nimmt, die Lage wird nicht besser. Konkret geht es nun um eine (Zwangs-)Umlage für den Bürger, der die weit höheren Gaspreise nach dem beginnenden Rückzug von Erdgas aus Russland zu berappen hat.

Nur scheibchenweise gab bisher ein verlegener Bundesminister Habeck in Sachen Energiesicherheit nun den Verbrauchern bekannt, wie hoch der Aufpreis für den Einkauf am internationalen Spotmarkt dem Höchstpreisbieter erst einmal zu Buche schlägt: Umgerechnet 2,419 ct pro Kilowattstunde. Sagen wir zur Sicherheit mal „vorerst“.

Erinnern wir uns: Die deutsche Regierung hat ohne Not langfristige Gasliefermengen mit langfristig vereinbarten Lieferpreisen in den Wind geschrieben, um im Gefolge der USA und auf Druck der Brüsseler EU-Führung moralisch zu sein und Russland zu bestrafen. Wenn die Medien uns jeden Tag erzählen ein gewisser Herr Putin würde den Gashahn oder Ölhahn zudrehen, dann sind Ursache und Wirkung völlig verdreht. Die Absicht den Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht mitfinanzieren zu wollen klingt höchst edel, ist aber volkswirtschaftlich die Katastrophe für Deutschland schlechthin: Für seine Wirtschaft und für die Bürger allgemein, denn wir dürfen diesen vermeintlich hohen moralischen Anspruch bezahlen! Wir bezahlen ihn übrigens mehrfach. Zuerst mit höheren Verbrauchskosten, dann mit Energiesperrungen bei Strom und Heizung, wenn kein Wunder geschieht. Und Wunder sind wie wir wissen sehr selten.

Ja, es scheint als würde alles andere Handeln gegen die übrigen Länder im Westen spalterisch wirken aber in Krisenzeiten ist pragmatisches Handeln erforderlich und keine Moralorgien. Bertolt Brecht dichtete für die Dreigroschenoper einst: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Wenn wir in Deutschland so weitermachen, wird`s uns auch noch am „Fressen“ ausgehen, denn wir knebeln an allen Ecken und Enden unsere Landwirtschaft. Der Ausdruck wurde von Brecht bewusst gewählt und ist deutlich. Vielleicht ahnte Brecht auch den moralischen Sittenverfall voraus, den Eliten zu allen Zeiten an den Tag legten und bis heute legen. „Wir können auch einmal frieren für die Freiheit“, posaunte vor wenigen Wochen Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und damit jemand, der mit nicht geringen Altersbezügen auf Steuerzahlerkosten lebt. Das ist zynisch und sehr vermessen.

Sagen wir es mal anders auf alt-berlinisch: „Immer nobel, Ede, wenn Dir ooch hungert!“

Nein, auf so manchen Politiker können wir verzichten, auf russisches Gas eher nicht. Vielleicht spricht sich das bis zu den nächsten Wahlen noch herum.