„Unter Entchristlichung (oder Dechristianisierung) versteht man einen Verlust an normativer Wirkungskraft des Christentums in Bereichen des Lebens“, so ein Zitat aus dem Internet zur Begriffserklärung ohne genauere Angabe zum Autor.

Warum diese Begriffsklärung überhaupt? Anlass war das Abendprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunksender am Heiligabend und bereits zur Adventszeit.

Man muss nicht religiös sein, um von Programmen der Grundversorgung, für welche alle Haushalte kräftig zur Kasse gebeten werden, auch zu erwarten, dass sie am frühen Abend eines 24. Dezember klassische Weihnachtslieder von berühmten Chören aus ebenso schönen Kirchen in Deutschland hätten zeigen können. Aber: Fehlanzeige! Zwar gab man bereits im Vorfeld die „30 schönsten Weihnachtshits“ in verschiedenen Regionalprogrammen zum Besten, aber Weihnachten auf diese „Hitliste“ englisch-amerikanischer Schlager einseitig zu reduzieren, ist eine  Missachtung der Traditionen Deutschlands und des christlichen Europas. Noch in den frühen Jahren der ARD (des damaligen „Deutschen Fernsehens“ schlechthin) gab es am jedem Adventsonntag nach der Tagesschau für 5 Minuten ein „Adventsingen“ mit den Regensburger Domspatzen und anderen berühmten Chören auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik. Selbst der atheistische DDR-Bürger wurde von der Programmleitung des Ostfernsehens mit Liedern zum Fest gegen 17 bis 18 Uhr auf Weihnachten eingestimmt. War es der Thomanerchor aus Leipzig oder der Kreuzchor aus Dresden, die in wunderbaren Aufführungen die klassischen Weihnachtslieder darboten. Aber heute: Alles vergeblich im Programm geblättert, auch im Mitteldeutschen Rundfunk. Nur „Weihnachten bei uns im Arzgebirg“ blieb übrig!

Vielleicht ist die Erklärung ganz woanders zu suchen, zum Beispiel in einem Artikel von Matthias Kamann in der WELT, veröffentlicht am 23.05.2015. Dieser zitiert aus einer Studie „Religion und Moderne“ unter Bezugnahme auf die Rolle der großen Kirchen, der offenbar in Selbstaufgabe auf die Unterstützung „Geflüchteter“ und karitativer Aufgaben reduziert scheint:

„Solchen (Anm.: großen) Einfluss erlangten die Kirchen in Deutschland zum letzten Mal in der Bundesrepublik nach 1945. Aber aufgrund äußerer Faktoren. Damals erschienen die Kirchen zum einen als fast die einzigen Institutionen, mit denen sich aus der moralischen Katastrophe der Nazizeit herausfinden ließ. Zum andern, so Pollack und Rosta, (als Autoren der Studie) profitierten die Kirchen vom damals vorherrschenden „bürgerlichen Ordnungsmodell“, das durch die Rückkehr zu Traditionen des moralischen Anstands und der Familienbindung wieder Normalität und Sicherheit garantieren sollte.

Doch dies ist vorbei. Und zwar nicht nur, so Pollack und Rosta, weil die Familienstrukturen lockerer wurden und der Bildungsaufschwung zu größeren Zweifeln an Dogmen ermunterte. Sondern auch, weil die Kirchen mit der gesellschaftlichen Stabilisierung so viel Erfolg hatten. Die Kirchen hätten in Deutschland „vieles richtig gemacht“, aber genau deshalb seien sie heute weniger attraktiv.

Fasst man zusammen, so ergibt sich:

  • bürgerliches Ordnungsmodell – weg damit!
  • Traditionen des moralischen Anstands und der Familienbindung – weg damit!
  • „Familienstrukturen lockerer“ – weg mit der klassischen Familie von Mutter, Vater, Kindern.

Das alles passt zum neuen „Linksliberalismus“ der schönen neuen links-grünen Welt- und Gesellschaftsentwürfe, die nach Sarah Wagenknecht „weder links, noch liberal“ sind aber unsere Gesellschaft nachhaltig beschädigen.

Ein Gegenbeispiel soll aus der Studie „Religion und Moderne“ noch zitiert werden:

Im heutigen Russland mit seiner erstarkenden Religiosität etwa habe sich die orthodoxe Kirche „nationalistisch und politisch aufgeladen“ und ersetze überdies „Funktionsdefizite anderer Bereiche“.

Nachtigall, ick hör die trapsen! Daher weht der Wind. Nur keine nationalen Gefühle oder gar Traditionen verfolgen!

Aber etwas Hoffnung besteht:

In Großbritannien erfreuen sich Weihnachtsmärkte nach deutscher Tradition, mit klassischen Liedern, Bratwurst und Glühwein seit Jahren größter Beliebtheit und noch gibt es Ausweichmöglichkeiten:

„Hören Sie jetzt die schönsten klassischen Weihnachtslieder bei“ einem privaten Radio „mit Luciano Pavarotti, Kiri Te Kanawa oder den Wiener Sängerknaben und Musik“, so eine Ankündigung im Internet. Vielleicht haben auch Ihre Eltern und Großeltern noch CDs und Schallplatten von ETERNA.

Nicht alles ist verloren!