Tesla Grünheide

Mit allerlei Lob berichtete der rbb am gestrigen Tag über eine Veranstaltung von TESLA für die interessierte Öffentlichkeit in Hangelsberg und darüber welche Zukunftsabsichten das Management von TESLA hier in der Region und darüber hinaus hat. Eine Million E-Autos wolle man zeitnah perspektivisch für den europäischen Markt pro Jahr hier bauen.

Dies bedeutet zugleich eine deutliche flächenmäßige Erweiterung des Standortes Grünheide bei weiterer Rodung von Waldstücken und damit verbunden einer Verdopplung der versiegelten Fläche. Kritik wurde in der Sendung „Brandenburg aktuell“ am 18. Juli 2023 wenig gezeigt. Beschwichtigend erklärt TESLA, dass zumindest der industrielle Wasserbedarf durch nahezu 100%-iger Wiederaufarbeitung der geplanten Verbrauchsmengen gesichert würde.

Wie lässt sich jedoch erklären, was nur ein Tag zuvor durch die Medien ging? In einem Artikel der Hessischen Allgemeinen (HNA) heißt es: „VW kämpft mit magerem E-Auto-Absatz – Händler sehen ‚fatale Entwicklung‘ – Was dies mit TESLA zu tun hat“. Sicher ist ein Wettbewerb zwischen Unternehmen einer Branche Teil der Marktwirtschaft im Allgemeinen, aber eines muss doch nunmehr uns allen klarwerden: Eine Produktion von TESLA-Autos brauchte hier in Brandenburg niemand. Fragen Sie in ihrem Bekannten- und Freundeskreis, wer von denen auf ein Auto von TESLA, produziert in Deutschland, schon lange gewartet hatte Antwort: Wahrscheinlich niemand, denn TESLA-Wagen hätte jedermann auch so im europäischen Vertriebszentrum bestellen können.

Was uns hier, besonders von der Landespolitik Brandenburgs, als Riesenerfolg verkauft wird, ist nichts anderes als die Hilfe bei der Zerstörung der einheimischen deutschen Autoindustrie durch Ausbreiten eines „roten Teppichs“ von Fördergeld für ein amerikanisches Unternehmen. Mit der Nennung von hohen Zahlen an Arbeitsplätzen soll uns suggeriert werden, dass hier mit der Ansiedelung von TESLA ein Durchbruch in der Wirtschaftspolitik erreicht wurde. Aber um welchen Preis?

Wer mit dem Regionalexpress RE 1 zu Schichtwechselzeiten zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) fährt, begegnet einem Teil der TESLA-Mitarbeiter persönlich im Zug. Sie kommen nur zum Teil aus Brandenburg, mehrheitlich aus Berlin und scheinen doch rein äußerlich nicht gerade Einheimische zu sein. Das wäre völlig unproblematisch, wenn man nicht zuerst an Anlerntätigkeiten in der Autoproduktion in diesem Zusammenhang denken würde. Aus Kreisen der Gewerkschaften, das beklagen zum Beispiel Mitarbeiter der IG Metall, ist wenig bis gar keine Transparenz zu den Arbeits- und Entlohnungsbedingungen bei TESLA bekannt. Einwohner der Region Grünheide sprechen auch davon, dass in erster Linie befristete Einstellungen erfolgen und über die Konditionen unternehmensseitig Sprechverbote verhängt seien. Dies wurde weder bestätigt noch dementiert.

So bleibt für jetzt festzustellen: Die Brandenburger Landesregierung, geführt von der SPD, hat mit der Ansiedlung von TESLA einen Großinvestor an den falschen Ort eingeladen; mitten in einem Wasserschutzgebiet, mitten in einem (ehemals) waldreichen Erholungsgebiet des Großraums Berlin und mit dem Ergebnis, dass der Wohlstandzuwachs der Einwohner von Grünheide und den Ortsteilen eher fraglich ist. Es ist ein Unternehmen anglo-amerikanischer Prägung nach Brandenburg gekommen, das sich möglichweise an deutschem Tarifrecht vorbei etabliert. Schöne neue Entwicklung, oder?